Neues Meta-Update: Das Ende der Mitarbeitergewinnung über Social Media

Beitrag von René Ramcke
Beitrag von René Ramcke

Fachautor & Geschäftsführer Rankingdocs GmbH

Wer am gestrigen Tag seine Facebook- oder Instagram-App auf dem Smartphone geöffnet hat, dürfte sich wohl etwas gewundert haben. Auf einmal befand sich dort ein Pop-up-Fenster, das darum bat, eine Entscheidung zu treffen: “Triff eine Wahl, um Instagram/Facebook weiter zu verwenden” → Abonnieren oder kostenfrei verwenden.

Man hat nun also als Nutzer die Möglichkeit zu entscheiden, ob man die Meta-Plattformen künftig mit oder ohne Werbung nutzen möchte.

Warum führt Meta ein kostenpflichtiges & werbefreies Abo ein?

Diese Maßnahme ist Meta’s Antwort auf die regulatorischen Anforderungen der EU, die ab sofort gelten. Meta folgt damit dem Digital Market Act, der am 1. November 2022 per Verordnung in Kraft getreten ist und einem Urteil des EuGH. Der Datenschutz genießt in der Europäischen Union eine hohe Priorität, weshalb die EU immer kritischer beobachtet hat, wie sich Meta die Zustimmung der Nutzer zur Datennutzung für Werbezwecke geben ließ.

Durch die Einführung des kostenpflichtigen Abos regelt Meta auf eine einfache Art und Weise, ob die Nutzer Ihre Zustimmung zur Datennutzung für personalisierte Werbeanzeigen geben.

Das Ende der Meta-Werbung und des Social Recruitings

Facebook und Instagram sind jetzt als Werbekanäle für die Mitarbeitergewinnung gestorben, da keine Fachkraft mehr die kostenlose Version mit personalisierter Werbung nutzen wird – oder?

Der Aufschrei erinnert etwas an den Mai 2021, an dem Apple mit seinem iOS 14 Update die App Tracking Transparency (ATT) eingeführt und damit das App-Tracking auf den iPhones auf den Kopf gestellt hat. Statt dem üblichen Opt-out-Verfahren (Man muss das User-Tracking in der App explizit ablehnen) kam nun das Opt-in-Verfahren, sodass sich die Apps auf dem iPhone die Einwilligung der Nutzer explizit einholen müssen, um deren Daten bezüglich des Nutzerverhaltens tracken zu dürfen.

Dieses Update wurde damals auch als “Untergang der Facebook-Werbung” angekündigt. Headlines wie “Klare Warnung: Facebook fürchtet sich vor dem nächsten iPhone-Update” (Stern, 2020) ließen Böses erahnen und verbreiteten leichte Panik unter Werbetreibenden, die mit Facebook Ads einen signifikanten Anteil ihrer Neukunden gewonnen hatten und vorläufig zum Insolvenzantrag griffen.

Doch wie schlimm war es damals wirklich? Meta wäre nicht eines der einflussreichsten Unternehmen der Welt, wenn es keine Lösung für diese veränderten Rahmenbedingungen geboten hätte. Statt die Firma aus dem Handelsregister abzumelden, hat Meta simultan zur Einführung dieser Einschränkung Lösungen für Werbetreibende an den Start gebracht. Mittels “Tracking Opt-In Button” und “Aggregated Event Measurement (AEM)” war und ist es möglich, eine relativ hohe Datenqualität zu gewährleisten und weiterhin erfolgreiche Werbeanzeigen bei Meta zu schalten.

Die Auswirkungen des gefürchteten iOS 14 Updates sind demnach rückblickend betrachtet als nicht weiter relevant zu bewerten. Ja, es hat sich in den Werbekonten bei Meta bemerkbar gemacht, aber es ist nach wie vor möglich, effektiv und ohne signifikante Streuverluste Apple-Nutzer mittels Meta-Werbeanzeigen zu erreichen und insgesamt profitable Werbekampagnen zu schalten. Die Insolvenzwelle der Unternehmen, die Ihre Neukundenakquise auf Meta-Ads basieren oder als Dienstleister Meta Ads für Dritte schalten, ist demnach ausgeblieben.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Meta Abo

Kann man Facebook und Instagram weiterhin kostenlos nutzen?

Ja, wer sich für die kostenlose Nutzung entscheidet, wird Facebook und Instagram wie gewohnt kostenfrei und mit Werbeanzeigen nutzen können.

Wie teuer ist das monatliche Abo für Facebook oder Instagram?

  • Webbrowser (Facebok.com): 9,99€
  • Smartphone App (z.B. Android und iOS): 12,99€

Gilt das Abo für beide Plattformen gleichzeitig?

Für die Anfangszeit ja. Ab dem 1. März 2024 werden dann für jedes Zusatz-Konto monatlich 6€ für die Browser-Version und 8€ für die App-Version (iOS & Android) fällig.

Ist das Abo monatlich kündbar?

Ja, das Abo ist fortlaufend und kann ganz einfach auf monatlicher Basis gekündigt werden. Die Kündigung muss mindestens 24 Stunden vor dem nächsten Zahlungstermin erfolgen.

Wo wird dieses Abo angeboten?

  • Europäische Union (EU)
  • Europäischer Wirtschaftsraum (EEA)
  • Schweiz

 

Ist Meta das einzige Social Network mit Premium-Abos?

Das neue Abo-Modell ist Meta’s Antwort auf die sich verschärfende Rechtslage in der Europäischen Union.

Andere Social Media Netzwerke arbeiten jedoch auch bereits mit Premium-Abos. Twitter bzw. X hat beispielsweise eine Premium-Version, bei der man unter anderem etwa 50 % weniger Anzeigen in der eigenen Timeline hat als die kostenlosen Nutzer. Auch TikTok soll laut Android Authority bereits ein kostenpflichtiges, werbefreies Abo testen, das dann künftig den Nutzern zur Verfügung gestellt werden soll. Snapchat bietet mit dem Abo Snapchat+ ebenfalls eine bezahltes Nutzungsmodell.

Fazit: Werden jetzt alle Nutzer das Abo kaufen und damit die Meta-Werbung und folglich das Social Recruiting aussterben?

Nein, definitiv nicht. Die Deutschen nutzen bereits eine signifikante Anzahl an monatlichen Bezahl-Abos wie z.B.

  • Mobilfunkvertrag,
  • Fitnessstudio-Mitgliedschaft,
  • Video-on-Demand-Dienste wie Netflix & Disney+,
  • Musik-Streaming-Dienste wie Spotify & Apple Music,
  • Digitale Zeitungs-Abos wie BILDPlus
  • uvm.

so dass die Bereitschaft, ein weiteres Abo abzuschließen, nur um ein werbefreies Facebook bzw. Instagram zu nutzen, gegen 0 tendieren wird.

Dies lassen auch Zahlen vom werbefreien Premium-Abo der Video-on-Demand Plattform YouTube erahnen: Gestartet im Jahr 2015 in den USA bzw. 2018 in Deutschland zählt YouTube Premium weltweit insgesamt 80 Millionen Nutzer (Quelle: Statista). Im Verhältnis zu den Gesamtnutzern machen die Premium-Abos folglich nicht einmal 3% aus.

Demzufolge müssen Praxen, Kliniken und Unternehmen im Gesundheitswesen keine Angst haben, dass sie wieder auf die veralteten Kanäle wie Stellenportale & Zeitungsannoncen zurückgreifen müssen, um auch weiterhin qualifiziertes Personal zu gewinnen. Social Media bzw. Meta bleibt auch künftig der wichtigste Kanal, um in die Sichtbarkeit der richtigen Fachkräfte zu gelangen, auch wenn dies natürlich nur ein kleiner Bestandteil des gesamten digitalen Recruitingprozesses ist, um akuten Vakanzen zu besetzen und einen langfristigen Bewerberpool aufzubauen.

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